Erneut Sicherheitsdebatte in Bern, Volksinitiative "Für eine sichere Stadt Bern"

Mit mehr Polizei und Video gegen Unsicherheit
bob,Der Bund, 14.1.10

Die Vereinigung Entente Bernoise fordert mehr Polizei und den Einsatz von Videokameras in der Stadt Bern.

Der tägliche Blick in die Zeitung lasse ihn bisweilen erschaudern, sagte gestern Erich Binder, Vorstandsmitglied der rechtsbürgerlichen Vereinigung Entente Bernoise vor den Medien. Die Zunahme der Brutalität, die in den Polizeimeldungen zum Ausdruck komme, sei bedenklich. Bereits vor einem Jahr habe die Entente Bernoise eine Studie über die Sicherheit in der Stadt Bern in Auftrag gegeben. Dabei wolle sie «auf keine Art und Weise» Propaganda für die Initiative zur Erhöhung der Polizeipräsenz machen, über welche am 7. März abgestimmt wird. «Wir bezweifeln, ob die verlangte Verankerung einer erhöhten Polizeipräsenz in der Gemeindeordnung der richtige Weg ist», sagte Binder. Auf Nachfrage liess er sich gar entlocken, dass die Entente «implizit» den Gegenvorschlag des Gemeinderates unterstütze, der eine geringere Erhöhung des Polizeibestandes ohne Verankerung in der Gemeindeordnung will.

«Bern ist nicht Sodom und Gomorrha», sagte Studienverfasser Melchior Bendel. Mit jährlich 150 Straftaten auf 1000 Einwohner liege die Gemeinde Bern im kantonalen Vergleich aber an der Spitze. Er präsentierte eine Auswertung der Polizei-Medienmitteilungen über Gewalttaten, die neuralgische Punkte auf dem Stadtgebiet aufzeigt. «Die Grosse Schanze, der Raum Bahnhof und die Aarbergergasse sind sehr unsichere Bereiche.» Auf der Grossen Schanze fühlten sich 40 Prozent der Passanten unsicher. Er sprach sich für eine Erhöhung der Polizeipräsenz und die Einführung der Videoüberwachung an diesen Orten aus. Bendel befürwortet eine Art «Videoüberwachung auf Knopfdruck», wie sie bereits an gewissen Orten in der Stadt Sankt Gallen in Betrieb sei. Bei seiner Studie stützte sich Bendel auf Eigenrecherchen und «qualitative Einzelgespräche». Eigene Daten hat er nicht erhoben.

«Wir haben Vertrauen in Regierungsrat Hans-Jürg Käser, Gemeinderat Reto Nause und die Polizei», sagte Erich Binder. Den Verantwortlichen seien aber oft die Hände gebunden.

link_ikon Homepage des Inititativekomitees

Entente-Studie als "unseriös" kritisiert

lok, Bund, 16.1.10

Stadt Bern - Die Quartierkommission Länggasse-Felsenau hat die Studie der Entente Bernoise zur Sicherheit in der Stadt Bern mit Erstaunen zur Kenntnis genommen. Insbesondere stösst sich die Organisation gemäss einer Mitteilung am "destruktiven Schlechtreden" der Grossen Schanze. "Man bekommt den Eindruck, auf der Grossen Schanze werde man sowieso immer und überall überfallen und ausgeraubt", schreibt die Quartierkommission. Das stimme so nicht. Vielmehr entstehe der Eindruck, dass die Entente bewusst Angst schüre, um die Bevölkerung zu verunsichern (siehe auch "Bund" vom 14. 1.). Die Studie der Entente stütze sich auf Recherchen und Einzelgespräche, aber nicht auf explizit erhobene Daten. Das sei "unseriös".

Als Quartiervertretung wünsche man sich eine konstruktive Diskussion und langfristig gedachte Lösungen. Die Quartierkommission erhofft sich eine stärkere Belebung der Grossen Schanze, was aber durch die Untätigkeit der SBB und der Grossen Schanze AG verhindert werde. Die Quartierkommission wendet sich auch gegen einen Ausbau der Videoüberwachung. Auf dem Gebiet der Grossen Schanze gebe es schon 25 Videokameras. Diese mögen gemäss Quartierkommission zwar nützlich sein bei der Aufklärung von Delikten, taugten aber nicht viel zur Verhinderung von Verbrechen.


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