Aufwertung des Gäbelbachquartiers und "La Bohème" Oper im Hochhaus


Der Block A im Gäbelbach soll saniert werden. (Adrian Moser)

Toni Koller, Rendez-vous (DRS1), 29.9.2009

Sanierungsbedürftige Hochhaus-Siedlung Gäbelbach

Wenn das Schweizer Fernsehen heute Abend die Oper «La Bohème im Hochhaus» überträgt, blickt die Schweiz auf ein riesiges, sanierungsbedürftiges Wohnhaus im Westen von Bern.

Die Hochhaus-Siedlung Gäbelbach entstand in den 60er-Jahren, und, wie viele Bauten dieser Zeit befriedigt sie nicht mehr alle heutigen Wohnbedürfnisse. Zur Zeit wird der erste der drei Gäbelbach-Blocks saniert.

link_ikon Hören



Gäbelbach-Sanierung «wertet Quartier auf»
Markus Dütschler, Der Bund, 30.01.2009


Mit einem dringlichen Postulat im Berner Stadtrat fordern Grünes Bündnis und Junge Alternative, dass die Mietpreiserhöhungen in Folge der Sanierung von Block A nicht zu hoch ausfallen dürfen.

Die Wohnbaugenossenschaft Fambau lässt den 40-jährigen Block A im Gäbelbach sanieren. Dadurch steigen die Mieten spürbar. In einem dringlichen Postulat verlangten Grünes Bündnis und Junge Alternative gestern Abend, der Gemeinderat müsse sich bei der Fambau dafür einsetzen, dass die Mietpreiserhöhungen möglichst gering ausfielen. Wer ausziehe, solle bei der Wohnungssuche unterstützt werden. Zudem wurde vom Gemeinderat eine Strategie zur Förderung von günstigem Wohnraum verlangt.

Peter Bernasconi (svp) sagte, die Renovation des Wohnhauses erfolge so preisgünstig als möglich. Eine Dreizimmerwohnung, die bisher 600 Franken gekostet habe, komme künftig auf 960 Franken zu stehen. Conradin Conzetti (gfl) sagte, es sei im Einzelfall hart, wenn ein wenig bemittelter Mieter zum Sozialamt gehen müsse. Andrerseits sei die Renovierung aus ökologischer Sicht sehr zu begrüssen. Es brauche günstige und umweltfreundliche Wohnungen, so Conzetti.

Fambau wirkte erfolgreich

Vinzenz Bartlome (bdp) attestierte der Fambau, sie erstelle seit Jahrzehnten günstigen Wohnraum, doch auch sie könne sich den Gegebenheiten auf dem Wohnungsmarkt nicht verschliessen. Werde ein Bau nicht regelmässig erneuert, so bestehe das Risiko, dass am Schluss nur noch ein Abbruch infrage komme. Gisela Vollmer (sp) bekannte, sie habe von diesem Projekt eine sehr gute Meinung gewonnen. Es werde günstig renoviert. Sie gab zu bedenken, dass es in einem Quartier durchaus erwünscht sei, wenn ein Teil der Mieterschaft wechsle. Das «wertet jeweils auch die anderen Häuser in der Umgebung auf». Sie verdeutlichte dies am Beispiel der Schulen: Es sei kein guter Zustand, wenn in einer Klasse nur noch ein Schweizer Kind sitze. Mehrere Votanten sagten, auch bei günstigen Wohnungen müsse man heute einen üblichen minimalen Komfortstandard bieten.

Mit 55 zu 9 Stimmen unterstützte der Stadtrat die im Postulat formulierte Forderung, die Stadt müsse Mieter bei der Suche einer neuen Wohnung unterstützen, wenn sie aus finanziellen Gründen nicht länger im Gäbelbach wohnen könnten. Mit 42 zu 19 Stimen entschied der Stadtrat, eine Strategie für günstigen Wohnraum zu entwickeln.

Verschiedene Redner hatten betont, es brauche keine neue Strategie. Der Gemeinderat habe bereits eine Strategie formuliert, die gültig sei, es brauche keine Ergänzung.

Seit Jahren versucht die Stadt, dank Familienwohnungen mit gutem Standard potentere Steuerzahler nach Bern zu locken.



Nicole Frank, DRS3, 29.9.2009
link_ikon Hören

«La Bohème im Hochhaus»

In Bern laufen die Vorbereitungen für die Opernsendung «La Bohème im Hochhaus» auf Hochtouren. Allein im künstlerischen Bereich sind 200 Personen involviert, 200 weitere sorgen für den reibungslosen Ablauf der Live-Übertragung im Schweizer Fernsehen.

Mit Zaungästen wird zwar gerechnet, so richtig geniessen wird man das Opernspektakel aber nur am Fernsehen können: Gesungen wird in Originalwohnungen im Berner Gäbelbach-Quartier, während das Berner Symphonie Orchster im 800 Meter entfernten Westside musiziert. Die Sendung kostet laut dem verantwortlichen Produzenten Christian Eggenberger «etwa gleichviel wie ein Fernsehfilm».

«Klingendes Hochhaus»

Die Idee, Giacomo Puccinis Oper über ein Grüppchen armer Künstler im Gäbelbach zu spielen, entwickelte SF-Redaktionleiter Thomas Beck zusammen mit Eggenberger. Für Beck ist Puccinis Werk «eine Wohnoper», weil es von einer WG, einem Vermieter und einer Liebesgeschichte zwischen Nachbarn handelt.
Zu Becks Grundidee vom «klingenden Hochhaus» lieferte Eggenberger den Austragunsort, die er seit seiner Kindheit kennt.

Gegenwelt im Westside
Die Gegenwelt zur etwas heruntergekommenen Wohnsituation der Figuren bildet das schöne, vom Star-Architekten Daniel Libeskind entworfenen Shopping-Center Westside.
Dort handelt der zweite Akt, auf dem Weihnachtsmarkt und im Café. Die Geschäfte und Restaurants «spielen» gleichsam mit - mit reduziertem Betrieb.

Hohe technische Herausforderung
Technisch sei die Herausforderung sogar noch höher als bei der preisgekrönten Direktübertragung von «La Traviata» aus dem Zürcher Hauptbahnhof, sagte Eggenberger. Allein für die Synchronisation der 360 Tonspuren sind vier Regie-Teams im Einsatz.
Probleme macht insbesondere die Abgleichung von Bild und Ton, die unterschiedlich schnell durch die Datenleitungen laufen. (bat, sda)


Creative Commons LicenseDieses Werk ist unter einer
Creative Commons-Lizenz
lizenziert.

Trackback URL:
https://rageo.twoday.net/stories/5966418/modTrackback