Unibesetzungen in ganz Österreich halten an

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Pressemitteilung vom 2/11/2009

Seit zwei Wochen wehren sich Tausende Studierende an österreichischen Universitäten gegen die aktuelle Bildungsmisere. Aus Protest gegen die chronische Unterfinanzierung, die Beschränkung des Hochschulzugangs und die Vormacht von Wirtschaftsinteressen im Bildungssystem besetzt die Bewegung zahlreiche Universitäten des Landes.

Uni von unten statt von oben

Die im Zuge der Proteste entstandene Bewegung eröffnet gesellschaftliche Freiräume, erprobt basisdemokratische Partizipationsformen und belebt die Universitäten mit selbstorganisierten Vorlesungen, Workshops und Arbeitsgruppen. Die Studierenden engagieren sich in einer noch nie da gewesenen Form und erhalten große öffentliche Aufmerksamkeit.

Lehrende unterstützen Forderungen
VertreterInnen aus Politik, Kultur und Gesellschaft werten die Protestbewegung als Seismograph für Problemlagen, die über das Bildungssystem hinausgehen. Inzwischen erklären sich über 350 Lehrende und Forschende solidarisch mit den BesetzerInnen und beteiligen sich aktiv an den Protesten. Vor allem die zunehmende Prekarisierung der Arbeitsverhältnisse im Bildungsbereich beeinträchtigt die Qualität von Forschung und Lehre. Im Sinne einer freien und kritischen Universität fordert die Bewegung unter anderem die umfassende Demokratisierung der Universitäten, eine massive Erhöhung der Bildungsausgaben, den freien Hochschulzugang und die längst überfällige Realisierung eines barrierefreien Studiums gefordert.

Vorschlag des Ministers geht nicht weit genug
Nach einer Verbreiterung der Proteste und unzähligen Solidaritätserklärungen aus dem In- und Ausland gibt es nun erste konkrete Reaktionen der österreichischen Regierung: Wissenschaftsminister Johannes Hahn verspricht 34 Millionen Euro aus einer Rücklage. Sowohl die Protestierenden als auch etliche Rektoren sind der Meinung, dass diese Maßnahme dem Ausmaß der Probleme nicht gerecht wird. Weiters kritisiert die Bewegung, dass sich der Minister bisher nicht direkt an sie gewandt hat und nicht auf die Forderungen eingeht.

Aktionstag am 5. November
Für Donnerstag den 5. November plant die Protestbewegung einen breit angelegten Aktionstag, um Politik und Medien noch stärker zur Auseinandersetzung mit der momentanen Bildungsmisere zu bringen.



Pressemitteilung der Arbeitsgruppe Internationale Pressearbeit / Uni Wien vom 30. Oktober 2009

Mehrheit der Österreichischen Universitäten weiterhin besetzt! Eine Chronologie der landesweiten Protestbewegung.

In den letzten Jahren verschärfte sich die Situation auf Österreichs Universitäten immer weiter: Studiengebühren wurden eingeführt, die Universitäten entdemokratisiert, Seminarplätze sind seit Jahren Mangelware. Diese Probleme sind nicht zuletzt auf krasse Unterfinanzierung sowie eine überhastete Einführung des auf den Bolognaprozess zurückzuführenden dreigliedrigen Studiensystems zurückzuführen. Diese Umstellung wurde auch genutzt um den Zugang zu ganzen Studienrichtungen zu beschränken.

An Gründen für den Protest hat es also in den letzten Jahren nicht gemangelt. Am Donnerstag den 22.10. lief das Fass schließlich über.

Um 12:00 Uhr versammelten sich mehrere hunderte Studierende der Akademie der Bildenden Künste (welche schon am Vortag besetzt wurde) sowie der Hauptuniversität Wien um auf ihre prekäre Situation aufmerksam zu machen. Recht schnell entschlossen sie sich, den Audimax der Universität Wien (den größten Hörsaal Österreichs) zu besetzen. Die Nachricht über diese Besetzung verbreitete sich wie ein Lauffeuer und aus den umgebenden Instituten schlossen sich Studierende der Besetzung an.

Was als spontane Kundgebung begann entwickelte sich im Laufe der nächsten acht Tage zu einer fast alle österreichischen Universitätsstädte umfassenden Protestbewegung. Weitere Hörsäle wurden besetzt bzw. Protestkundgebungen abgehalten. So wird beispielsweise die Universität Wien von mehreren tausend Menschen durchgehend besetzt. Von selbstorganisierten Arbeitsgruppen wurde eine regelrechte Infrastruktur aufgebaut, welche von der Versorgung mit Nahrungsmitteln über Erste Hilfe bis hin zu Rechtsberatung reicht. In knapp 100 inhaltlichen Arbeitsgruppen werden universitäts- und gesellschaftspolitische Alternativen diskutiert.

Am Tag sieben der Besetzung fand mit 40.000 TeilnehmerInnen in Wien eine der größten Bildungsdemos der österreichischen Geschichte statt. Tags darauf demonstrierten in der zweitgrößten österreichischen Stadt Graz mehrere tausend Studierende.

Die Studierenden treten mit einem breiten Forderungskatalog an die VerantwortungsträgerInnen in der Politik und an den Universitäten heran. So wird die Demokratisierung und Ausfinanzierung der Universitäten ebenso gefordert wie ein freier Bildungszugang für alle sowie eine Frauenquote von 50% auf allen Ebenen der Universität.

Neben vielen zivilgesellschaftlichen Organisationen in und außerhalb Österreichs solidarisierten sich inzwischen auch zahlreiche Lehrende der Universitäten mit den Forderungen der BesetzerInnen. Bestärkt durch die enorme Dynamik sowie die zahlreichen Solidaritätsbekundungen sind diese gewillt mit ihrer Besetzung und weiteren Protestaktionen fortzufahren.

Rückfragehinweis:
Arbeitsgruppe Internationale Pressearbeit / Besetzte Universität Wien
mail: internationalpress.unsereuni@gmail.com
tel.: +43 699 1920 3371
web: www.unsereuni.at


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