Vergleich von Sozialhilfe- und Armutsstatistik liefert deutliche Fakten

Das Bundesamt für Statistik (BfS) hat heute in einer Pressemitteilung neue Erkenntnisse, die aus dem vergelich der Sozialhilfe- und Armutstatistik hervorgehen, vorgelegt. Interessant ist dabei vor allem das Faktum, dass die in Armut lebenden Menschen etwa 7 bis 9% der CH-Bevölkerung ausmachen, während aber die Zahl der Sozialhilfeabhängigen stetig seigt.
Im betrachteten Zeitraum (1990-2006) fällt auf, dass die Sozialhilfequote tendenziell zunimmt, während die Armutsquote Schwankungen unterworfen ist. Sowohl die Sozialhilfe- als auch die Armutsquoten hängen direkt vom Verlauf der Arbeitslosigkeit ab und – mit zeitlicher Verzögerung – letztendlich von der wirtschaftlichen Entwicklung. Dies zeigen die Ergebnisse einer vertieften Analyse des Bundesamtes für Statistik BFS mit den Daten der Sozialhilfe- und Armutsstatistik.
link_ikon Gesamte Pressemitteilung des Bundesamt für Statistik (BfS)

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Artikel der NZZ:
Sozialhilfebezüger leben oft allein
Vergleich der schweizerischen Sozialhilfe- und der Armutsstatistiken

Sozialhilfebezüger unterscheiden sich von Working Poor. So ist die Entwicklung der Zahlen unterschiedlich. Viele Menschen, die einer geregelten Arbeit nachgehen, erscheinen in der Armutsstatistik.

ubl./(ap/sda) Arme und Sozialhilfebezüger sind ähnliche Risikogruppen, aber nicht identisch. Während der Anteil der Sozialhilfebezüger in der Schweiz stetig wächst, schwankt der Anteil der Armen im Laufe der Zeit stark. Dies ergibt ein Vergleich der Sozialhilfe- und der Armutsstatistik, den das Bundesamt für Statistik (BfS) am Dienstag publizierte. Danach nahm der Anteil der Sozialhilfebezüger an der Bevölkerung von 1990 bis 2006 ziemlich stetig zu – von rund 1,3 auf 3,3 Prozent. Der Anteil der Armen, wie ihn die Arbeitskräfteerhebung (Sake) ermittelte, schwankte dagegen stark und lag zwischen 7 und 9 Prozent.

Hauptursache für Armut wie auch Sozialhilfebezug ist die Arbeitslosigkeit. Sie wirkt sich aber zeitlich unterschiedlich auf Armuts- und Sozialhilfequoten aus. Die Armutsquote entwickelte sich in ähnlichen Wellenbewegungen wie die Arbeitslosenquote. Denn die Entwicklung der Arbeitslosigkeit wirkt sich – mit leichtem zeitlichem Verzug – unmittelbar auf den Anteil der Armen aus.
Wer einmal abhängig ist, kommt schwer heraus

Anders verhält es sich bei der Sozialhilfequote. Als die Arbeitslosigkeit in den neunziger Jahren anstieg, nahm auch der Anteil der Sozialhilfebezüger stark zu. Als die Arbeitslosigkeit zurückging, wurden zwar weniger Menschen neu von der Sozialhilfe abhängig, aber die Abgänge aus der Sozialhilfe waren nur bescheiden.

Wer schon längere Zeit in der Sozialhilfe gewesen sei, komme nur noch schwer heraus, erklärt Tom Priester vom BfS die Entwicklung. Er finde nicht mehr so schnell eine Arbeitsstelle. Folglich stagniere der Anteil der Bezüger bestenfalls (wie ums Jahr 2000) oder wachse weiter.

Sozialhilfebezüger oft ohne Ausbildung

Fast jeder zweite (48 Prozent) Sozialhilfebezüger wohnt allein. Dagegen lebt die Mehrheit der von Armut betroffenen Bevölkerung – nämlich 54 Prozent – in Paarhaushalten mit Kindern. In der Gruppe der Sozialhilfebezüger sind die 18- bis 29-Jährigen übervertreten (30 Prozent). Hier kommt erschwerend hinzu, dass unter den jungen Sozialhilfebezügern nur 7 von 10 Personen eine Lehre oder eine höhere Ausbildung abgeschlossen haben.

Unter allen Sozialhilfeempfängern sind nur 32 Prozent erwerbstätig – unter den Personen, die von der Armutsstatistik erfasst werden, haben hingegen 59 Prozent eine Arbeitsstelle. Der Anteil der Erwerbslosen ist laut der BfS-Erhebung bei den Sozialhilfeempfängern mehr als dreimal so hoch wie in der armen Bevölkerung (36 Prozent bzw. 12 Prozent).
Administrative Erhebung

In der Sozialhilfestatistik werden alle Personen aufgeführt, die während eines Kalenderjahres eine bedarfsabhängige Sozialleistung gemäss kantonaler Gesetzgebung beziehen. Die finanzielle Hilfe wird nach dem Bedarfsprinzip ausgerichtet, die Leistungen orientieren sich am berechneten Bedarf der jeweiligen Person oder der unterstützten Familie und soll das Existenzminimum sicherstellen (Grundbedarf, Wohnkosten, medizinische Grundversorgung).

Unterschiedliche Datenbasis
Im Gegensatz zur Sozialhilfestatistik werden die Daten für die Armutsstatistik nicht im Rahmen eines administrativen Prozesses erhoben. Grundlage ist vielmehr die Schweizerische Arbeitskräfteerhebung (Sake), eine jährliche Direktbefragung bei Haushalten, die auf Basis von Stichproben durchgeführt wird (2007: 33 000 Haushalte).

Die Definition für Armut richtet sich nach den Grundsätzen der Skos-Richtlinien. 2006 betrug die Armutsgrenze im Durchschnitt 2200 Franken für Alleinstehende (im Monat), 3250 Franken für eine alleinerziehende Person mit einem Kind und 4650 Franken für ein Ehepaar mit zwei Kindern. Damit sollen die Grundbedürfnisse für Lebensunterhalt, die Wohnkosten und die medizinische Grundversorgung bestritten werden können.


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