Tutorium` Marxistische Geographie
Veranstaltung 4, 16. März 2009
Richard peet (1998): Modern Geographical Thought
Der Text zeichnet im ersten Teil noch einmal die Entstehungsgeschichte der Radical Geography nach, wie wir sie bereits in einer früheren Darstellung desselben Autors kennengelernt haben: Aus den 68er Revolten entstand auch in der Geographie der Ruf nach „social relevance“ und darauf folgend die Übernahme der marxistischen Theorie als Grundlage für eine tiefergreifende Auseinandersetzung mit geographischen Fragenstellungen.
In einem weiteren Abschnitt wird die marxistische Theorie ausführlich dargestellt. Neben den bereits in der letzten Sitzung diskutierten Themen wie Historischer Materialismus, Werttheorie und Akkumulation enthält Peets Darstellung zusätzliche Elemente: Das für Marx prägende und auf einer materiellen Basis weiterverfolgte Dialektik-Konzept von Hegel, Marx soziale Ontologie und politische Epistemologie sowie die aus seinen Arbeiten hervorgegangene Schulen wie z.B. die Frankfurter Schule.
Neben Arbeiten, die traditionelle geographische Fragen aus einer marxistischen Perspektive beleuchtet haben, hat die Marxistische Geographie mit zunehmender Reife auch versucht, eigene Raumtheorien zu entwickeln. Die zwei erfolg- und einflussreichsten und von ihren jeweiligen Schülern weiterverfolgten Arbeiten stellen dabei einerseits die von David Harvey initiierte Theorie des „Uneven Development“ und die von Henri Lefebvre entwickelte Theorie der „Raumproduktion“ dar.
Uneven Development (Harvey, Smith)
Die Theorie erklärt ungleiche Entwicklung als Folge der inneren Widersprüche und Krisenhaftigkeit der kapitalistischen Vergesellschaftung. Einerseits weist der Kapitalismus durch seinen expansiven Charakter (vgl. Imperialismustheorie bei Lenin und Luxemburg) eine homogenisierende, zugleich aber auch eine differenzierende Komponente auf. Diesem dialektischen Verhältnis entspringt die ungleiche Entwicklung, indem der Kapitalismus unaufhörlich neue, zeitlich begrenzte und räumlich ändernde Lösungsstrategien für seine inneren Widersprüche sucht. D.h. Kapital und Arbeit werden laufend mobilisiert und wieder fixiert. Zur Charakterisierung dieses Effektes hat Harvey den Begriff „spatial fix“ und sein Epigone Neil Smith den Begriff „see-saw“ (hin und her schaukeln) geprägt.
Raumproduktion (Lefebvre, Soja)
Im Zentrum der Theorie steht die Idee, dass Raum weder rein als Objekt (Materialismus) noch rein als Gedankenkonstrukt (Idealismus) existiert, sondern erst durch konkrete soziale Praktiken entsteht, also produziert resp. erst durch soziale Prozesse konkret wird. Da sozialen Praktiken einen Ausdruck der kapitalistischen Gesellschaftsformation darstellen, spiegeln sich dementsprechend auch die inneren Widersprüche der kapitalistischen Gesellschaft (Arbeit vs. Kapital) in dieser Raumproduktion wider. Folge davon ist, dass die Raumproduktion umkämpft ist.
Fazit
Die Auseinandersetzung mit der Marxschen Theorie in Folge der 68er-Bewegung hat innerhalb der Geographie zur Entwicklung von eigenständigen marxistischen Raumtheorien geführt. Die beiden wichtigsten Konzepte sind das „Uneven Development“ und die „Raumproduktion“ auf die sich bis heute viele Arbeiten der Kritischen Geographie abstützen.
Edward Soja (1989): Verräumlichungen
„die Dialektik von Marx, die nicht mehr die Dialektik Hegels war.“ (Lefebvre 1974b: 15ff)
„Die historische Geographie des Kapitalismus muss das Objekt unserer Überlegungen sein, ein historisch-geographischer Materialismus die Methode der Untersuchung“ (Harvey 1985c: 144)
Ed Soja beschreibt in seinem Text die Geschichte der Marxistischen Geographie. Er beginnt bei Hegel, den französischen Frühsozialisten, geht auf Marx und den westlichen Marxismus ein, zeigt die Wiederentdeckung des Raumes im Französischen Marxismus im besonderen bei Henri Lefebvre und Michel Foucault um über die 68er Revolte zu David Harveys „The Limits to Capital“ zu kommen. Der dann den Historisch-geographischen Materialismus entwickelt d.h. Die Synthese von Marxismus und Raum schafft. Anschliessend zeigt er die Kritik an dieser Entwicklung. Der historisch-geographische Materialismus in Zitaten aus dem Text:
„Der Marxismus selbst muss kritisch reorganisiert werden, um eine deutliche und zentrale räumliche Dimension zu inkorporieren.“
„Der Spätkapitalismus mit seinen Perioden (langen Zyklen) wird noch mit dem Raum verknüpft. (regionale Konfiguration von „ungleicher und verbundener“ kapitalistischer Entwicklung“ (Soja dt. 1991)
Die prägende Räumlichkeit des sozialen Lebens war zu einer besonders wichtigen und aufschlussreichen Perspektive auf die aktuellen Verhältnisse geworden. Jameson definiert zunächst das für die gegenwärtige (postmoderne) Situation geeignete räumliche Model einer radikalen politischen Kultur als eine „Ästhetik kognitiven Kartierens“, eine Fähigkeit in der kulturellen Logik und Form der Postmoderne eine instrumentelle Kartographie der Macht und sozialen Kontrolle zu erkennen; in anderen Worten, genau zu sehen wie Raum die Konsequenzen vor uns verbirgt.
„Es scheint, dass in einer Gesellschaft wie der unseren die wahre politische Aufgabe darin besteht das Spiel der scheinbar neutralen und unabhängigen Institutionen zu kritisieren; sie zu kritisieren und in einer solchen Weise anzugreifen, dass die politische Gewalt, die in ihnen im Verborgenen ausgeübt wird, aufgedeckt wird, so dass man gegen sie kämpfen kann“ (Foucault 2002 (1974): 617)
...Disziplinarmacht drückt sich in erster Linie durch die Organisation, Einschliessung und Kontrolle von Individuen aus. Foucault.
Der Spätkapitalismus mit seinen Perioden (langen Zyklen) wird noch mit dem Raum verknüpft. (regionale Konfiguration von „ungleicher und verbundener“ kapitalistischer Entwicklung (Soja dt. 1991)
Thesen
Weiterführende Literatur
Wissen, Markus / Naumann, Matthias (2008): Die Dialektik von räumlicher Angleichung und Differenzierung: Zum uneven-development-Konzept in der radical geography, In: ACME Vol. 7, (3), 2008.
Peet, Richard (1998): Modern Geographical Thought, Oxford, Blackwell Publishing, S. 67-111.
Soja, Edward (1989): Verräumlichungen: Marxistische Geographie und kritische Gesellschaftstheorie In: Belina, B. und Michel, B. (2007): Raumproduktionen. Beiträge der Radical Geography, eine Zwischenbilanz, Münster, S. 77-110.
In Anbetracht bereits in vorangegangenen Sitzungen diskutierter Texte zum Entstehungskontext „kritischer Geographien“ als auch zur marxistischen Analyse, entscheiden sich die Referenten Peets diesbezügliche Ausführungen nicht noch einmal zu erläutern. Stattdessen stellen sie zwei konkrete marxistische Ansätze in der Geographie vor:
„Uneven Development“ (Harvey, Smith)
In der „kapitalistischen Produktionsweise“ entsteht als Resultat einer andauernden Akkumulation von Kapital eine Überakkumulationskrise, die einerseits zu einer Mobilisierung, andererseits zu einer Immobilisierung des Kapitals führt. D.h., das überschüssige Kapital (Geld, Arbeit) wird entweder in die „Peripherie“ verlagert oder vor Ort („Zentrum“) in grossen, langfristigen Infrastrukturprojekten fixiert. Folge dieser zwei divergierenden Tendenzen ist eine „ungleiche geographische Entwicklung“.
Raumproduktion (Lefebvre, Soja)
Im Unterschied zu „traditionell-geographischen“ Konzeptualisierung von Raum als Gedankenkonstrukt (räumliche Repräsentationen, kognitive, konstruierte und symbolische Welten, Ideologien) und Objekt (direkte, unmittelbare Raumerfahrung, empirischer Forschungsgegenstand), wird der Raum nach Lefebvre erst im Kontext sozialer Praktiken konkret. In der Raumproduktion in der kapitalistischen Gesellschaftsformation widerspiegeln sich folglich die dem Kapitalismus inhärenten Widersprüche. Diese dritte Ebene räumlichen Denkens, die soziale Praxis, ist es, die andere Räume schafft.
1. Wir diskutieren den angeblichen Widerspruch im Kapitalismus und erkennen einen möglichen Ausgangspunkt des Widerspruchs im Gebrauchs- und Tauschwerte der Ware.
2. Wir versuchen die Entstehung des Tauschwertes zu ergründen. Wie genau wird er gesellschaftlich konstruiert? Sind alle existierenden Tauschsysteme kapitalistischer Natur? Nein. D.h. Tauschwert ist nicht ein rein kapitalistisches Phänomen.
Thesen
1. Der vielstrapazierte Begriff „Dialektik“ wird immer wieder als Beweis für die unterschiedlichsten Behauptungen benutzt, verschleiert aber eigentlich nur die fehlende logische Begründbarkeit von marxistisch inspirierten Theorien.
Richard peet (1998): Modern Geographical Thought
Der Text zeichnet im ersten Teil noch einmal die Entstehungsgeschichte der Radical Geography nach, wie wir sie bereits in einer früheren Darstellung desselben Autors kennengelernt haben: Aus den 68er Revolten entstand auch in der Geographie der Ruf nach „social relevance“ und darauf folgend die Übernahme der marxistischen Theorie als Grundlage für eine tiefergreifende Auseinandersetzung mit geographischen Fragenstellungen.
In einem weiteren Abschnitt wird die marxistische Theorie ausführlich dargestellt. Neben den bereits in der letzten Sitzung diskutierten Themen wie Historischer Materialismus, Werttheorie und Akkumulation enthält Peets Darstellung zusätzliche Elemente: Das für Marx prägende und auf einer materiellen Basis weiterverfolgte Dialektik-Konzept von Hegel, Marx soziale Ontologie und politische Epistemologie sowie die aus seinen Arbeiten hervorgegangene Schulen wie z.B. die Frankfurter Schule.
Neben Arbeiten, die traditionelle geographische Fragen aus einer marxistischen Perspektive beleuchtet haben, hat die Marxistische Geographie mit zunehmender Reife auch versucht, eigene Raumtheorien zu entwickeln. Die zwei erfolg- und einflussreichsten und von ihren jeweiligen Schülern weiterverfolgten Arbeiten stellen dabei einerseits die von David Harvey initiierte Theorie des „Uneven Development“ und die von Henri Lefebvre entwickelte Theorie der „Raumproduktion“ dar.
Uneven Development (Harvey, Smith)
Die Theorie erklärt ungleiche Entwicklung als Folge der inneren Widersprüche und Krisenhaftigkeit der kapitalistischen Vergesellschaftung. Einerseits weist der Kapitalismus durch seinen expansiven Charakter (vgl. Imperialismustheorie bei Lenin und Luxemburg) eine homogenisierende, zugleich aber auch eine differenzierende Komponente auf. Diesem dialektischen Verhältnis entspringt die ungleiche Entwicklung, indem der Kapitalismus unaufhörlich neue, zeitlich begrenzte und räumlich ändernde Lösungsstrategien für seine inneren Widersprüche sucht. D.h. Kapital und Arbeit werden laufend mobilisiert und wieder fixiert. Zur Charakterisierung dieses Effektes hat Harvey den Begriff „spatial fix“ und sein Epigone Neil Smith den Begriff „see-saw“ (hin und her schaukeln) geprägt.
Raumproduktion (Lefebvre, Soja)
Im Zentrum der Theorie steht die Idee, dass Raum weder rein als Objekt (Materialismus) noch rein als Gedankenkonstrukt (Idealismus) existiert, sondern erst durch konkrete soziale Praktiken entsteht, also produziert resp. erst durch soziale Prozesse konkret wird. Da sozialen Praktiken einen Ausdruck der kapitalistischen Gesellschaftsformation darstellen, spiegeln sich dementsprechend auch die inneren Widersprüche der kapitalistischen Gesellschaft (Arbeit vs. Kapital) in dieser Raumproduktion wider. Folge davon ist, dass die Raumproduktion umkämpft ist.
Fazit
Die Auseinandersetzung mit der Marxschen Theorie in Folge der 68er-Bewegung hat innerhalb der Geographie zur Entwicklung von eigenständigen marxistischen Raumtheorien geführt. Die beiden wichtigsten Konzepte sind das „Uneven Development“ und die „Raumproduktion“ auf die sich bis heute viele Arbeiten der Kritischen Geographie abstützen.
Edward Soja (1989): Verräumlichungen
„die Dialektik von Marx, die nicht mehr die Dialektik Hegels war.“ (Lefebvre 1974b: 15ff)
„Die historische Geographie des Kapitalismus muss das Objekt unserer Überlegungen sein, ein historisch-geographischer Materialismus die Methode der Untersuchung“ (Harvey 1985c: 144)
Ed Soja beschreibt in seinem Text die Geschichte der Marxistischen Geographie. Er beginnt bei Hegel, den französischen Frühsozialisten, geht auf Marx und den westlichen Marxismus ein, zeigt die Wiederentdeckung des Raumes im Französischen Marxismus im besonderen bei Henri Lefebvre und Michel Foucault um über die 68er Revolte zu David Harveys „The Limits to Capital“ zu kommen. Der dann den Historisch-geographischen Materialismus entwickelt d.h. Die Synthese von Marxismus und Raum schafft. Anschliessend zeigt er die Kritik an dieser Entwicklung. Der historisch-geographische Materialismus in Zitaten aus dem Text:
„Der Marxismus selbst muss kritisch reorganisiert werden, um eine deutliche und zentrale räumliche Dimension zu inkorporieren.“
„Der Spätkapitalismus mit seinen Perioden (langen Zyklen) wird noch mit dem Raum verknüpft. (regionale Konfiguration von „ungleicher und verbundener“ kapitalistischer Entwicklung“ (Soja dt. 1991)
Die prägende Räumlichkeit des sozialen Lebens war zu einer besonders wichtigen und aufschlussreichen Perspektive auf die aktuellen Verhältnisse geworden. Jameson definiert zunächst das für die gegenwärtige (postmoderne) Situation geeignete räumliche Model einer radikalen politischen Kultur als eine „Ästhetik kognitiven Kartierens“, eine Fähigkeit in der kulturellen Logik und Form der Postmoderne eine instrumentelle Kartographie der Macht und sozialen Kontrolle zu erkennen; in anderen Worten, genau zu sehen wie Raum die Konsequenzen vor uns verbirgt.
„Es scheint, dass in einer Gesellschaft wie der unseren die wahre politische Aufgabe darin besteht das Spiel der scheinbar neutralen und unabhängigen Institutionen zu kritisieren; sie zu kritisieren und in einer solchen Weise anzugreifen, dass die politische Gewalt, die in ihnen im Verborgenen ausgeübt wird, aufgedeckt wird, so dass man gegen sie kämpfen kann“ (Foucault 2002 (1974): 617)
...Disziplinarmacht drückt sich in erster Linie durch die Organisation, Einschliessung und Kontrolle von Individuen aus. Foucault.
Der Spätkapitalismus mit seinen Perioden (langen Zyklen) wird noch mit dem Raum verknüpft. (regionale Konfiguration von „ungleicher und verbundener“ kapitalistischer Entwicklung (Soja dt. 1991)
Thesen
- Der vielstrapazierte Begriff „Dialektik“ wird immer wieder als Beweis für die unterschiedlichsten Behauptungen benutzt, verschleiert aber eigentlich nur die fehlende logische Begründbarkeit von marxistisch inspirierten Theorien.
- Der Marxismus erklärt auf gegensätzliche Weise warum eine Gesellschaft kapitalistisch wird: In der Uneven-Development-Theorie ist die „Annexion“ durch die Expansion bereits kapitalistischen Gesellschaften massgebend (horizontale Verbreitung). Im Historischen Materialismus steigt eine Gesellschaft aufgrund der Widersprüche ihrer vorangegangenen Gesellschaftsform (Feudalismus) von selbst in den Kapitalismus auf (vertikale Verbreitung).
- MarxistInnen erheben den Kapitalismus zur alles erklärenden Grösse und laufen damit Gefahr andere Erklärungsansätze zu vernachlässigen.
Weiterführende Literatur
Wissen, Markus / Naumann, Matthias (2008): Die Dialektik von räumlicher Angleichung und Differenzierung: Zum uneven-development-Konzept in der radical geography, In: ACME Vol. 7, (3), 2008.
Protokoll
Behandelte Texte:Peet, Richard (1998): Modern Geographical Thought, Oxford, Blackwell Publishing, S. 67-111.
Soja, Edward (1989): Verräumlichungen: Marxistische Geographie und kritische Gesellschaftstheorie In: Belina, B. und Michel, B. (2007): Raumproduktionen. Beiträge der Radical Geography, eine Zwischenbilanz, Münster, S. 77-110.
In Anbetracht bereits in vorangegangenen Sitzungen diskutierter Texte zum Entstehungskontext „kritischer Geographien“ als auch zur marxistischen Analyse, entscheiden sich die Referenten Peets diesbezügliche Ausführungen nicht noch einmal zu erläutern. Stattdessen stellen sie zwei konkrete marxistische Ansätze in der Geographie vor:
„Uneven Development“ (Harvey, Smith)
In der „kapitalistischen Produktionsweise“ entsteht als Resultat einer andauernden Akkumulation von Kapital eine Überakkumulationskrise, die einerseits zu einer Mobilisierung, andererseits zu einer Immobilisierung des Kapitals führt. D.h., das überschüssige Kapital (Geld, Arbeit) wird entweder in die „Peripherie“ verlagert oder vor Ort („Zentrum“) in grossen, langfristigen Infrastrukturprojekten fixiert. Folge dieser zwei divergierenden Tendenzen ist eine „ungleiche geographische Entwicklung“.
- Wir diskutieren auf welchen Massstabsebenen eine „ungleiche geographische Entwicklung“ zu verstehen ist und kommen zum Schluss, dass es dabei vielmehr um ein Prinzip als um Skalen geht.
Raumproduktion (Lefebvre, Soja)
Im Unterschied zu „traditionell-geographischen“ Konzeptualisierung von Raum als Gedankenkonstrukt (räumliche Repräsentationen, kognitive, konstruierte und symbolische Welten, Ideologien) und Objekt (direkte, unmittelbare Raumerfahrung, empirischer Forschungsgegenstand), wird der Raum nach Lefebvre erst im Kontext sozialer Praktiken konkret. In der Raumproduktion in der kapitalistischen Gesellschaftsformation widerspiegeln sich folglich die dem Kapitalismus inhärenten Widersprüche. Diese dritte Ebene räumlichen Denkens, die soziale Praxis, ist es, die andere Räume schafft.
1. Wir diskutieren den angeblichen Widerspruch im Kapitalismus und erkennen einen möglichen Ausgangspunkt des Widerspruchs im Gebrauchs- und Tauschwerte der Ware.
2. Wir versuchen die Entstehung des Tauschwertes zu ergründen. Wie genau wird er gesellschaftlich konstruiert? Sind alle existierenden Tauschsysteme kapitalistischer Natur? Nein. D.h. Tauschwert ist nicht ein rein kapitalistisches Phänomen.
Thesen
1. Der vielstrapazierte Begriff „Dialektik“ wird immer wieder als Beweis für die unterschiedlichsten Behauptungen benutzt, verschleiert aber eigentlich nur die fehlende logische Begründbarkeit von marxistisch inspirierten Theorien.
- Wir diskutieren was grundsätzlich unter dem Begriff der „Dialektik“ verstanden werden soll (Einheit von Gegensätzen, prozesshaft, es geht „vorwärts“, indem neue Dialektik entsteht, einander bedingend, Art zu argumentieren?)
- Dann gehen wir über zu Marxens und Hegels Verständnis von „Dialektik“ und versuchen deren Umkehrung des Begriffs zu verstehen
- Schliesslich erfahren lesen wir in Brockhaus, dass „Dialektik“ eine „Art zu denken“ ist. In Marxens und Hegels Gesellschaftstheorien (historischer Materialismus, resp. Idealismus) müssten wir „Dialektik“ wohl eher als Motor menschlichen Daseins, der sich durch die ständige Auflösung von Konflikten in Bewegung setzt, verstehen. (Sind Struktur- resp. Handlungstheorie eventuell Abkömmlinge dieser älteren Theorien?)
- Wir diskutieren ob Harvey innerhalb des Kapitalismus dem „Raum“ dieselbe deterministische Rolle zuspricht, wie Marx dem Klassenkampf. Ist dies logisch, macht es Sinn?
- Kann eine kapitalistische Gesellschaftsformation überhaupt ohne Raum existieren?
- Wie können Geographien diese Gesellschaftsformation verändern?
- Wo und wie entfalten Räume Wirkung? Ist Raum nicht nur etwas Passives? Ist Raum nur Medium, durch welches wir nicht-räumliche Wirkungen erfahren?
- Wenn ja, wie soll Geographie denn Wissen schaffen? Ist eine Wissenschaft des Raumes nicht einfach eine Zusammenführung sich im Raum manifestierender Phänomene?
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rageo - 13. Mär, 19:03 Article 13460x read
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