Stadt verbilligt Wohnraum

Vonlanthen Daniel, Der Bund, 02.02.2009

Neuerungen in der Boden- und Wohnbaupolitik der Stadt Bern: Günstiges Wohnen, innovative Projekte, nachhaltiges Umbauen und Mitsprache der Mieter werden gefördert.


Die Betriebskommission des Fonds für die Boden- und Wohnbaupolitik beschloss im Rahmen ihrer neuen Strategie «Wohnen» die Schaffung zweier Spezialfonds. Der eine erlaubt die Förderung innovativer Projekte, der andere die Bereitstellung von günstigem Wohnraum.

Laut Gemeinderätin Barbara Hayoz (fdp) entscheidet die Betriebskommission über die Verwendung des Nettogewinns. Allein die Instandhaltung und Erneuerung des gesamten Bestands kostet jährlich rund 60 Millionen Franken inklusive der wertvermehrenden Investitionen. «Diese Summe brauchen wir, damit unsere Liegenschaften nicht verlottern», betont Hayoz als Präsidentin der Kommission, in welcher der Gemeinderat zu dritt vertreten ist.

Bei der Finanzierung gelte der Grundsatz, dass jedes Objekt selbsttragend sein muss. Wenn nach Abzug der jährlichen Rückstellungen für Unterhalts- und Verzinsungskosten noch etwas vom Gewinn übrig bleibe, könne dieser Anteil für die neuen Spezialaufgaben verwendet werden. Dieser Anteil liegt laut Hayoz in der Regel unter zehn Millionen Franken. Die Bereitstellung günstigen Wohnraums sei «für das politische Bern» wichtig. Dieser Auftrag sei in den Legislaturzielen des Gemeinderats verankert und durch mehrere Stadtratsbeschlüsse abgestützt. Da Neubauten teurer seien als Altbauten, generiere sich der günstige Wohnraum vor allem aus dem Alterungszyklus. Eine Reduktion der Miete ergibt sich durch sofortiges Abschreiben eines Teils des wertvermehrenden Aufwands bei Sanierungen.

Die Betriebskommission hat überdies Richtlinien zur Information und Mitwirkung der Mieter und Mieterinnen beschlossen. Bei Instandhaltungen und Sanierungen erlaubt die städtische Liegenschaftsverwaltung eine «Mitsprache in geeigneter Form». So können die Bewohner und Bewohnerinnen beispielsweise bei der Auswahl der Materialien mitreden. In Einzelfällen ist laut Hayoz auch die Einsitznahme eines Delegierten der Mieterschaft in der Baukommission möglich. «Ob diese Form der Mitsprache gewährt wird, hängt vom einzelnen Objekt und von der Zusammensetzung der Mieterschaft ab», so Hayoz. Die städtische Wohnsiedlung Murifeld, wo Mitsprachegrundsätze erstmals zur Anwendung kamen, bleibt ein Sonderfall: Die Hausgemeinschaften des Murifelds können sowohl bei Sanierungsprojekten als auch bei der Auswahl von Neuzuziehenden mitreden.

«Wegweisende Ziele»
Architekt Tilman Rösler, der seit vier Jahren für das Grüne Bündnis in der Betriebskommission des städtischen Wohnbaufonds sitzt, spricht von einem «Lichtblick»: Mit den neuen Instrumenten könnten wegweisende energetische, ökologische, kulturelle oder soziale Ziele verfolgt werden. Als Beispiele innovativer und ökologischer Projekte nennt Rösler den Einbau einer WC-Spülung mit Regenwasser oder das Installieren einer Fotovoltaikanlage. Ein Fortschritt seien auch die Mitsprachemöglichkeiten für alle.


Creative Commons LicenseDieses Werk ist unter einer
Creative Commons-Lizenz
lizenziert.

Trackback URL:
https://rageo.twoday.net/stories/5504276/modTrackback