Städte werden jünger, die Mieten steigen und die Verdrängung nimmt zu - «Immo-Monitoring» 2010

Die Beratungsfirma Wüest & Partner haben das «Immo-Monitoring» 2010 veröffentlicht. Darin halten sie fest, dass 2009 für die Schweizer Bau- und Immobilienwirtschaft ein gutes Jahr war. Die Nachfrage nach Bauleistungen und Immobilien habe sich trotz Rezession auf einem hohen Niveau bewegt. Dennoch wird davon gewarnt, dass der Schweizer Immobilien­bereich keineswegs krisenresistent sei.

Der Bericht stellt sich den Fragen: Was geschieht, wenn die Zinsen wieder steigen, die Zuwanderung aufgrund mangelnder Arbeitsplätze weiter abnimmt und der Sparkurs wieder Einzug in die Politik hält? Wohin dann mit all den Miet- und Eigentumswohnungen, die heute baubewilligt sind und in einigen Monaten auf den Markt gelangen werden? Könnte es sein, dass die Krise im Immobilienbereich nur aufgeschoben ist?

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Zeitungsberichte zum Bericht

sam/sda, Tagesanzeiger, 20.04.2010
Die teuersten Meilen der Schweiz
Eine neue Studie zeigt, wo in der Schweiz der Quadratmeter am meisten kostet. Auffällig ist: Der Branchen-Mix wird immer uniformer und Gastrobetriebe ziehen sich zurück.

1. Zürcher Bahnhofstrasse: 6790 Franken/Quadratmeter
2. Rue du Rhône, Genf: 6230 Franken/Quadratmeter
3. Spitalgasse, Bern: 4160 Franken/Quadratmeter

Deutlich darunter (1800 bis 2800 Franken):
Basel, Lugano, Lausanne, St. Gallen, Luzern, Zug, Winterthur


Einkaufsstrassen in Städten sind beliebt und werfen Umsatz ab - trotz Konkurrenz durch Shoppingzentren an der Peripherie. Entsprechend hoch sind die Preise für Detailhandelsflächen. Zürich und Genf spielen in der internationalen Top-Liga. Entsprechend hoch sind die Preise für Detailhandelsflächen. Zürich und Genf spielen in der internationalen Top-Liga.
An der Zürcher Bahnhofstrasse werden Spitzenmieten von 6790 Fr. je Quadratmeter und Jahr erzielt, wie dem Immo-Monitoring des Beratungsunternehmens Wüest & Partner zu entnehmen ist. Praktisch gleich hoch liegt das Niveau an der Rue du Rhône in Genf mit einem Quadratmeterpreis von 6230 Franken.

Luzern, Zug und Winterthur deutlich günstiger
Im internationalen Vergleich liegt Zürich damit auf dem 7. und Genf auf dem 9. Rang. Die weltweit teuerste Einkaufsstrasse ist die 5th Avenue in New York, wo der Quadratmeter 19'540 Franken kostet. Gefolgt wird die US-Metropole von Hongkong (Causeway Bay, 17'530 Franken) und Paris (Champs-Elysées, 11'600 Franken).
In der Stadt Bern kostet der Quadratmeter im Hochpreis-Segment (Spitalgasse) noch 4160 Franken. Mit Preisen von 1800 bis 2800 Franken deutlich darunter sind die Detailhandelsflächen in den Städten Basel, Lugano, Lausanne, St. Gallen, Luzern, Zug und Winterthur.

Ketten dominieren
Die Einkaufsstrassen sehen sich auf der ganzen Welt immer ähnlicher. In einigen Schweizer Städten werden an den begehrtesten Lagen bereits über 70 Prozent aller Flächen von nationalen oder internationalen Ladenketten genutzt. Lokale Geschäfte werden verdrängt.
Der Branchen-Mix wird ebenfalls immer uniformer: Modeläden und Warenhäuser belegen an Schweizer Top-Lagen über die Hälfte aller Detailhandelsflächen. In Lausanne, Basel und St. Gallen machen Modeläden mehr als die Hälfte der Verkaufsflächen aus. In den Grossstädten dominieren Uhren- und Schmuckläden.

Unverpflegt shoppen
Auf dem Rückzug ist die Gastronomie: Gastro-Betriebe belegen nur gerade 4 Prozent der Nutzflächen an den Einkaufsmeilen der Grosszentren, in den mittleren Städten sind es gut 9 Prozent. Am besten ist die Verpflegungssituation noch in Lugano, Baden und Winterthur, wo die Mietanteile zwischen 10 und 15 Prozent betragen.



Ein weiterer Artikel zum Thema mit spannenden Hintergrundinfos wurde ebenfalls auf dem gemeinsamen Onlineportal des Bundes, des Tages-Anzeigers und der Baslerzeitung publiziert. Leider ist der Text ziemlich unreflektiert und bedient bisweilen gar fremdenfeindliche Klischee; bitte also kritisch lesen.

sam/sda, Der Bund, 10.03.2010
Einwanderung verändert die Städte – Schweizer werden verdrängt
Die starke Einwanderung aus dem Ausland führt zu einschneidenden Umschichtungen auf dem Schweizer Wohnungsmarkt.


Begehrt bei ZuzügernInnen: Städtischer Wohnraum

Über lange Jahre waren die Grosszentren mit wachsenden Anteilen älterer Bevölkerungsgruppen konfrontiert. Das ändert sich nun, wie die Immobilien-Experten des Beratungsunternehmens Wüest & Partner konstatieren.
In der Stadt Zürich beispielsweise nahm der Anteil der 65- bis 79- Jährigen in den vergangenen zehn Jahren um 13 Prozent ab. In Teilen der Agglomerationsgemeinden, vor allem aber an peripheren Lagen, ist hingegen ein beschleunigter Alterungsprozess festzustellen. Die Entwicklung in der Stadt Zürich ist in den anderen Schweizer Grossstädten ähnlich (siehe Grafik).

Einwanderer verdienen gut
Die neue Generation von Einwanderern ist zumeist hoch qualifiziert, jung und mobil. Die Zuzüger lassen sich bevorzugt in den grossen Arbeitsplatz-Zentren nieder. Da sie auch über hohe Löhne verfügen, ziehen die Wohnungspreise sowohl in den Zentren als auch in den steuergünstigen Agglomerationen stark an. Das führt zu einer Verdrängung von Einheimischen aus den Städten: Insbesondere Familien und Leute mit niedrigen Einkommen weichen auf preiswertere Lagen aus.
Wüest & Partner schreiben dazu in ihrem Bericht: «Die aktuelle Entwicklung der Nachfrage auf den Schweizer Wohnungsmärkten im Zuge der starken Zuwanderung aus dem Ausland darf als historisch einmalig bezeichnet werden.» Und weiter: Noch nie sei der Anteil hoch qualifizierter, einkommensstarker Einwanderer so gross wie in den letzten drei Jahren gewesen, und noch nie seien so viele Personen zur ständigen Wohnsitznahme in die Schweiz eingewandert.
Knapp 310’000 Personen seien in den letzten drei Jahren zur ständigen Wohnsitznahme aus dem Ausland in die Schweiz eingewandert. Demgegenüber verliessen 180’000 Personen das Land. Der Wanderungssaldo (ohne Statuswechsel von Kurzzeitaufenthaltern) betrug innert drei Jahren also rund 130’000 Personen, heisst es im Bericht.

Mieten steigen an
Das Beratungsbüro Wüest & Partner hat zudem weiter errechnet: Im zurückliegenden Halbjahr beschleunigte sich der Preisauftrieb der Mieten gesamt in der Schweiz weiter - entgegen den Erwartungen. Der Anstieg lag mit rund 2 Prozent fast doppelt so hoch wie in den sechs Monaten zuvor, wie es in der am Dienstag veröffentlichten Frühlingsausgabe des Immo-Monitoring von Wüest & Partner heisst.
Nach Jahren mit steigenden Mieten zeichnet sich gemäss den Experten nun aber in der nahen Zukunft eine Trendwende ab. Ein Preiszerfall ist in den nächsten Monaten gleichwohl nicht zu erwarten. Denn die Leerstandsquote liegt nach wie vor auf einem sehr tiefen Stand, und die Zuwanderung von Ausländern bleibt trotz der Abschwächung beträchtlich.
Dass es in der Schweiz - trotz der intensiven Wohnbautätigkeit - bislang zu keiner «Wohnungsschwemme» kam, liegt nach Ansicht von Wüest & Partner nicht zuletzt daran, dass ein Grossteil der neu erstellten Wohnungen nicht zur Miete, sondern zum Kauf auf den Markt kam. Hier tickt laut den Experten «eine Zeitbombe».

Zwangsverkäufe drohen
Die rekordtiefen Hypothekarzinsen führten in den letzten Monaten dazu, dass sich immer mehr Mieter eine Eigentumswohnung kauften, um die Wohnkosten zu senken. Sollten die Zinsen nun abrupt steigen, könnten viele Wohneigentümer vor grossen Finanzproblemen stehen.
Je länger dieser Trend zur Eigentumswohnung anhält, umso radikaler könnte der Preiseinbruch ausfallen, heisst es im Immo-Monitoring. Platzt die Preisblase, kommt nicht nur die Nachfrage zum Erliegen, vielmehr wäre auch mit einer Zunahme von Zwangsverkäufen zur rechnen. Der Markt könnte sogar in eine Abwärtsspirale geraten.
Aktuell sieht die Situation allerdings noch völlig anders aus. Zwar verlangsamte sich der Preisanstieg bei den Eigentumswohnungen im vergangenen Halbjahr ein wenig. Das Plus von 3,1 Prozent lag aber klar über den Erwartungen. In den vergangenen zehn Jahren stiegen hierzulande die Preise für Eigentumswohnungen um über 40 Prozent. Bemerkenswert ist, dass sich der Preisauftrieb im Rezessionsjahr 2009 kräftig beschleunigte: Mit einem Plus von 6,8 Prozent über die letzten zwölf Monate war er doppelt so hoch wie im Durchschnitt des letzten Jahrzehnts.

Regionale Ausreisser
Im Gegensatz zu den Eigentumswohnungen verlief die Preisentwicklung bei den Einfamilienhäusern in den letzten Jahren in ruhigen Bahnen. Die Gefahr einer Preisblase besteht nicht. Das hat unter anderem damit zu tun, dass die zahlenmässig stark wachsenden Single- und Paar-Haushalte weniger an einem eigenen Häuschen interessiert sind.
In einzelnen Regionen gibt es jedoch Ausreisser. Im Raum Zürich etwa betrug der Preisanstieg bei den angebotenen Einfamilienhäusern über die letzten zwölf Monate fast 8 Prozent. Die Experten von Wüest & Partner bezeichnen das als beunruhigend. Auch in der Genfersee-Region fiel der Anstieg sehr stark aus.

Wende bei Büroflächen
Trotz der Wirtschaftskrise verteuerten sich in den vergangenen sechs Monaten die Büroflächen um 2,4 Prozent. Im Immo-Monitoring wird das mit qualitativen Veränderungen des Angebots begründet. So würden günstige Flächen an zweitklassigen Lagen nicht mehr aktiv angeboten - und werden von der Statistik nicht erfasst.
In den kommenden Monaten stagnieren die Preise für Büroflächen oder sie fallen sogar leicht. Deutlich dürfte die Korrektur in den Regionen Zürich und Genf ausfallen, die in der Vergangenheit auch besonders zugelegt hatten. In Genf stiegen die Angebotspreise in den vergangenen zehn Jahren um nicht weniger als 78 Prozent.



sam/sda, Der Bund, 10.03.2010
Wohnungsmarkt auf Bewährungsprobe
Die vielen Wohnungssuchenden sorgen dafür, dass der Markt für Wohnimmobilien relativ stabil bleibt. Doch es gibt einen Verlierer auf dem Immobilienmarkt.

Die Folgen der Rezession treffen den Büroflächenmarkt stärker, wie eine neue Studie der Credit Suisse aufzeigt. Bei den Büroflächen herrsche klar ein Überangebot, was niedrigere Mieten mit sich bringe, so die am Dienstag vorgestellte Einschätzung der Credit Suisse-Ökonomen. Die schwachen Umsätze im Detailhandel und das Verschwinden traditioneller Klein-Geschäfte würden dem Markt noch stärker zusetzen.
Das Ladensterben treffe nicht nur wie bisher kleine Lebensmittelhändler und andere Geschäfte, sondern weite sich angesichts eines immer härter geführten Wettbewerbs auf die ganze Branche aus. Am besten nachgefragt seien Verkaufsflächen, die über 1000 Quadratmeter gross oder verkehrsgünstig gelegen sind.

Noch immer wird viel gebaut
Dem nachfrageverwöhnten Wohnungsmarkt stehe aber trotz insgesamt stabiler Aussichten eine Bewährungsprobe bevor: Diese kommen laut Credit Suisse (CS) in Form höherer Arbeitslosigkeit, stagnierender Löhne und einer nachlassenden Zuwanderung daher. Die Tiefstzinse- Phase dürfte sich zudem langsam dem Ende zuneigen, schätzen die Experten.

Am stärksten dürften die Einfamilienhäuser und Neubaumieten unter Druck geraten, zumal immer noch viel gebaut werde. Der Anteil der Einfamilienhäuser an den Leerständen habe sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt, während die Preise nun fallen: Für die CS- Ökonomen ist ein Grund dafür, dass Wohnen im eigenen Häuschen für viele zu teuer ist und langsam aus der Mode kommt.













feb, NZZ, 14.4.2010
Investoren setzen verstärkt auf Immobilien
Grosses Interesse bei wohlhabenden Privatkunden und Pensionskassen

In der Finanzkrise sind die Investoren dem Motto «Cash is king» gefolgt. Mit Ausnahme von Staatsanleihen haben sie ihre Gelder aus allen relevanten Anlageklassen abgezogen. Seit März 2009 tasten sich die Anleger nun wieder vorsichtig in die Märkte vor. Waren es zunächst Unternehmensanleihen, so steht derzeit der Immobilienmarkt im Blickpunkt vieler Investoren.

Als Erste seien besonders vermögende Privatkunden («high net worth individuals», HNWI) im vergangenen Jahr an die Immobilienmärkte zurückgekommen, hiess es bei einem Anlass der Anlagefondsgesellschaft Invesco in Zürich. Bei HNWI und Family-Offices herrsche derzeit ein grosses Interesse am Immobilienkauf, wobei die Angst vor Inflation eine wichtige Rolle spiele. Eine jüngst veröffentlichte Studie der Immobilienberatung Knight Frank und der Citi Private Bank bestätigt die hohe Popularität von Immobilienanlagen in diesem Marktsegment. Laut ihr planen derzeit 13% der befragten HNWI-Kunden im Jahr 2010 den Erwerb eines neuen Erstwohnsitzes. Mehr als ein Drittel von ihnen erwägt, sich einen neuen Zweitwohnsitz zu kaufen. Auch bei institutionellen Investoren wie den Schweizer Pensionskassen sind Immobilien gegenwärtig ein heisses Thema. Viele Vorsorgewerke geben an, den Immobilienanteil in ihren Portfolios ausbauen zu wollen. Aufgrund einer Übergewichtung in Schweizer Immobilien denken viele über eine stärkere internationale Diversifikation nach.

Der Grossteil der kommerziellen Immobilienmärkte befindet sich derzeit in einer Erholungsphase. Gemäss der Credit Suisse sind beispielsweise Grossbritannien und einige asiatische Märkte im Zyklus vorangeschritten und bereits höher bewertet. Die wichtigste Frage lautet derzeit, wie sich der US-Immobilienmarkt – einer der Auslöser für die Finanzkrise – entwickelt. Er ist bisher dem Aufschwung hinterhergehinkt.

Invesco rechnet damit, dass der Grossteil der Rezession vorüber ist und die Arbeitslosenquoten weltweit 2010 ihren Höhepunkt erreichen dürften. Dies dürfte die Nachfrage nach Immobilien begünstigen. In den USA sei das Preisniveau mittlerweile oftmals attraktiv, Chancen gebe es bei Appartements, im Einzelhandel und in ausgewählten Büromärkten. In Europa verbesserten sich die Aussichten für den Büromarkt. Die Fünfjahres-Prognose der Fondsgesellschaft geht davon aus, dass sich die Mieten speziell in London, Paris und Skandinavien überdurchschnittlich entwickeln werden.


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