Manifest zur Luzerner Stadtentwicklung und Demo am 17. April 2010

In Luzern tut sich was. Unter dem Motto "Luzern gehört allen!" wird zur Kulturoffensive aufgerufen: gegen die Verdrängung von unkommerzieller Kultur aus dem öffentlichen Leben, gegen das Verschwinden von günstigem Wohn- und Arbeitsraum in der Stadt und gegen die zunehmende Privatisierung und Vertreibungslogik im öffentlichen Raum.

Die Kampagne fordert eine Stadt, welche die Bedürfnissen ihrer BewohnerInnen ins Zentrum stellt. Eine Stadt, in welcher der öffentliche Raum frei zugänglich ist und von allen genutzt werden kann. Eine Stadt, in der es günstige Wohn- und Arbeitsräume gibt und eine Stadt, in der alle Formen der Kultur auch im Zentrum ihren Platz haben.

Auf der Homepage der Kampagne finden sich weitere Infos
link_ikon kulturoffensive.ch

Demo am Samstag 17. April 2010
16.00 Uhr Theaterplatz

Umzug mit Musik, Theater, Poesie, Speakers-Corner, Gruppenfoto & Radioballett – (Taschenradio & Kopfhöhrer mitnehmen !)

Danach Konzerte & Feuershows
Bahnhofplatz bis 22.00 Uhr




Manifest

Luzern gehört allen!
Seit Jahren orientiert sich die stadtplanerische und städtebauliche Entwicklung in Luzern einseitig an der Logik der ökonomischen Verwertbarkeit. Die Bedürfnisse der Bevölkerung werden dem Standortwettbewerb untergeordnet und aus jedem einzelnen Quadratmeter Land soll die grösstmögliche Rendite herausgepresst werden. Menschen, Projekte und Institutionen, die sich die der ökonomischen Logik nicht unterwerfen können oder wollen, werden aus der Stadt verdrängt. Dieser Prozess lässt sich anhand dreier miteinander verbundenen Entwicklungen exemplarisch illustrieren:

Verdrängung der kulturellen Vielfalt
Die seit längerem andauernde Verdrängung der Kultur geht weiter und verschärft sich. Das Kulturhaus Boa musste dieser Entwicklung bereits weichen, die nächsten Opfer sind mit dem Theater La Fourmi, der Blues Bar, der Kunsthalle und weiteren NutzerInnen des Frigorex-Areals bereits bestimmt. Auch das Treibhaus, die Schüür und andere Institutionen sind mittel- bis längerfristig durch Bauprojekte bedroht. Die Stadt betreibt diese Verdrängung zum Teil aktiv, zum Teil schaut sie ihr tatenlos zu. Gleichzeitig wird der Vermarktung des Kulturstandortes Luzern alles untergeordnet. Die Salle Modulable muss her, koste es was es wolle… Den Kulturkompromiss haben wir anders verstanden!

Verschwinden von günstigem Wohn- und Arbeitsraum
Die Qualität einer lebendigen Stadt sehen wir in gut durchmischten Quartieren, in denen alle Bevölkerungsschichten ihren Platz finden und die sich durch eine vielfältige Nutzung auszeichnen. Stattdessen entstehen eintönige, teure Wohn- und Bürokomplexe, wie zum Beispiel die „Tribschenstadt“. Diese negative Entwicklung droht unvermindert weiterzugehen: Auch das Basel-/Bernstrasse-Quartier wird den durch die Stadt vorgegebenen Aufwertungsdruck in den nächsten Jahren zu spüren bekommen. Dort vollzieht sich exemplarisch ein Prozess der Gentrifizierung: Die alternative und kreative „Szene“, die zunächst zur Belebung dieses Stadtteils beiträgt, wird für dessen Aufwertung instrumentalisiert und später aufgrund der steigenden Immobilienpreise wieder verdrängt.

Vertreibung aus dem öffentlichen Raum
Mit der Überreglementierung und Überwachung des öffentlichen Raums (z.B. Wegweisungsartikel, Videokameras) soll alles von den Plätzen und Strassen verbannt werden, was nicht ins Marketingbild von Luzern passt und wirtschaftliche Interessen angeblich stört. Die Einschränkungen gehen soweit, dass man bereit ist, dafür verfassungsmässige Rechte, wie die Versammlungsfreiheit, in Frage zu stellen. Dabei geht vergessen, dass Lebensqualität nicht Wirtschaftswachstum bedeutet und die Stadt nicht bloss denen gehört, die am meisten konsumieren und investieren.

Wir lehnen diese einseitig auf Profit ausgerichteten Entwicklungen ab und wollen sie stoppen!

Wir wollen eine Stadt, die die Bedürfnisse ihrer BewohnerInnen ins Zentrum stellt; eine Stadt, in welcher der öffentliche Raum frei zugänglich ist und von allen genutzt werden kann; eine Stadt, in der es günstige Wohn- und Arbeitsräume gibt; eine Stadt, in der alle Formen der Kultur auch im Zentrum ihren Platz haben; kurz, eine Stadt, die allen gehört.

Dafür werden wir kämpfen!


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