Allein machen sie dich ein - Filmische Dokumentation über die Zürcher Häuserbewegung 1979 - 1994 in acht Teilen

Premierenzyklus
Aktionshalle der Roten Fabrik, Zürich
11.3./18.3./25.3./1.4., jeweils 20 Uhr

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Zum Filmprojekt
Die Geschichte der Zürcher Häuserbewegung wird anhand von original Film-, Bild-, Musik- und Ton-Dokumenten erzählt. Der zeitliche Schwerpunkt der Filme liegt in den Jahren 1979 – 1994. Sie sind im 1. Teil um eine kurze Rückblende auf die wichtigsten Ereignisse der 60er und 70er erweitert worden. Ein erster Vorschlag anfangs der 60er bestand darin, das Linthescher-Schulhaus (heute steht dort der Globus) für ein selbstgeführtes Jugendhaus zu nutzen. Die ab mitte der 60er jahre aufbrechende Ungeduld der Jugendlichen führte zum Globus-Krawall. Die ‚autonome Republik Bunker’, das Allmendfest an Pfingsten und das Ringen um das Jugendhaus Schindlergut tragen bereits Elemente in sich, die sich in den bewegten 80ern voll entfalten. Nicht vergessen werden dürfen natürlich die Häuserkämpfe um die Venedigstrasse und die Häuser am Hegibachplatz.

Das AJZ und die AKW Wohlgroth stehen am Anfang und am Ende dieser ausführlichen Dokumentation. Weder die 80’er-Bewegung noch die Besetzung der Wohlgroth-Fabrik fielen vom Himmel. Beide verfügen über eine vielfältige Vorgeschichte, die eindrücklich erzählt werden kann. Dazwischen liegen die vielseitigen Aktivitäten des zürcher Häuser-Netzes (Herbst 86 bis Ende 87) und der kurze Frühling der 89’er Wohnungsnotbewegung. Das Netz war ein Zusammenschluss mehrerer bedrohter Orte (Schmiede Wiedikon, Hüttisstrasse, das Dreieck, Albisstrasse, Höschgasse, …). Ende der 80er Jahre waren die meisten bereits dem Baggerzahn zum Opfer gefallen. Es war praktisch unmöglich geworden, in grösseren Gruppen legalen Wohnraum - zur Miete oder im Baurecht - zu finden. Die akute Wohnungsnot und die in in die Wolken schiessende Spekulation bildeten 1989 den Rahmen für einen Wendepunkt in der Häuserbewegung: Die BesetzerInnen haben sich einen eigenen Lebensraum erobert. Seither gibt es in Zürich ständig mehrere besetzt Häuser. Die ersten länger bestehenden Gruppen formierten sich um ehemalige BewohnerInnden der Netz-Häuser, welche ihre kollektiven Wohnformen nicht aufgeben wollten.



Bis Ende der 80er ist versucht worden, eigene Lebens- und Kulturräume in Zusammenarbeit mit den städtischen Behörden oder mit deren Unterstützung zu erhalten. Nach mehreren fruchtlosen Versuchen (Globus-Provisorium, Bunker, Schigu, AJZ) wird ab Ende der 80er Jahre in steigendem Masse darauf verzichtet und der gewünschte Raum (meist) ungefragt besetzt. Im Gegenzug duldet die Stadtregierung diese Besetzungen und ermöglichen so die Entstehung verschiedener Oasen.

Die Entwicklung und der Alltag der Häuserbewegung wird anhand verschiedener Häuser, Gruppen und Aktionen dargestellt:
  • Häuser, deren MieterInnen sich mit legalen Mitteln gegen Abbruchpläne wehrten, aber auch weitergehende Aktionsformen nicht ausschlossen (Hüttisstrasse, Schmiede Wiedikon, das Dreieck, Höschgasse, Bäckerstrasse)
  • Quartiergruppen, welche die Weichen der Stadtentwicklung anders stellen wollten. Dazu gehört die IG Kreis 5, die im Frühling 87 als Reaktion auf die im Quartier geplanten Grossprojekte gegründet worden war: HB-Südwest, Wohlgroth-Ueberbauung, Umnutzung der Industrieareale im unteren Kreis 5 und der auch heute noch aktuelle Autobahn-Anschluss an den Milchbucktunnel und die Sihlhochstrasse
  • nicht zu vergessen sind bekannte Besetzungen wie die Häuser am Stauffacher oder an der Hellmutstrasse, aber auch weniger bekannte Objekte: Die Annaburg, die Friedensgasse, die Köchlistrasse, die Limmatstrasse und die Heinrichstrasse.
Sie alle stehen stellvertretend für die zahlreichen Hausbesetzungen und den Widerstand von MieterInnen in dieser Stadt. Im ausgewählten Zeitabschnitt entwickelte die Häuserbewegung ihre grösste Ausstrahlung und versuchte auch – mehr oder weniger erfolglos – die Stadtentwicklung mitzubestimmen oder zumindest zu beeinflussen. Die BewohnerInnen der Häuser – besetzt oder noch mietend – wollten nicht nur Veränderungen fordern, sondern im Alltag mit deren Umsetzung beginnen. Sie gingen dabei von einem globalen Ansatz aus, den sie lokal leben wollten: Durchbrechen des Männer/Frauen-Bildes, Solidarität mit den Flüchtlingen und Befreiungsbewegungen, das Engagement gegen jede Form von Isolation und Folter in den Gefängnissen und der Psychiatrie bildeten den Hintergrund der alltäglichen Auseinandersetzungen in und um die Häuser. Bei allem darf auch nicht vergessen werden, dass ohne diese farbig-frechen, radikalen Impulse Zürich kaum zu seiner heutigen Form gefunden hätte. Viele heute bekannte Kultur- und Medienschaffende, GrafikerInnen und WirtInnen machten ihre ersten Gehversuche in diesen Freiräumen.

Durch die ganze Filmreihe zieht sich auch die Geschichte der Drogenszene – der Gasse. Die Geschichte der Häuserbewegung wäre unvollständig ohne sie. Sei es im AJZ, in der Wohlgroth oder in grösseren Wohnprojekten (besetzt oder legal): Alle mussten Stellung beziehen, wie sie zum Umgang mit illegalen Drogen standen, welchen Platz die KonsumentInnen dieser Drogen beanspruchen konnten

Der Schluss des 8. teils rundet die Geschichte ab. Darin wird gezeigt , wie die Geschichte der Hüttisstrasse-Gruppe Mitte der 90er endete, was aus dem Umbau des Dreiecks wurde, wie sich die Gasse entwickelte und welche Neubauten an Stelle der umkämpften Häuser erstellt wurden.


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