Private Sicherheitdienste - Protectas für die Innenstadt?

Pascal Schwendener, Der Bund, 15.12.08

Das Innenstadtgewerbe will private Sicherheitsleute engagieren
Gewerbler greifen zur Selbsthilfe: Der versuchsweise Einsatz von Protectas in der Aarbergergasse war erfolgreich. Nun soll der Sicherheitsdienst die ganze City überwachen.

Die Stadt unternehme zu wenig, um die City vor Vandalismus, Dreck und Drogenszenen zu schützen, monieren Gewerbetreibende und Anwohner seit Jahren. Entnervt griffen sie dann im Oktober vergangenen Jahres zur Selbsthilfe, organisierten sich in der Interessengemeinschaft Aarbergergasse (IGA) und engagierten eine Patrouille des Sicherheitsdienstes Protectas, die während eines Monats für Ruhe und Sicherheit in der Strasse sorgte. Kostenpunkt: 6000 Franken. "Die Investition hat sich gelohnt", bilanziert IGA-Präsident und Moléson-Wirt Bernhard Hüsser. Es sei in dieser Zeit kaum noch zu Szenebildung oder Sachbeschädigungen gekommen, das subjektive Sicherheitsgefühl sei merklich gestiegen.

Rund 250 000 Franken pro Jahr

Der Protectas-Einsatz in der Aarbergergasse hatte allerdings auch eine Kehrseite, gesteht Hüsser ein: "Die Problematik hat sich einfach in die umliegenden Gassen verlagert." Aus dieser Einsicht sei die Idee geboren, die Protectas-Patrouillen auf das ganze Innenstadtgebiet auszuweiten. Die Federführung für dieses Projekt hat die Innenstadtorganisation Berncity übernommen. "Wir haben in den letzten Wochen überschlagen, wie eine flächendeckende Überwachung zu bewerkstelligen wäre", sagt Geschäftsführer Martin Bühler. Rechne man mit zwei Patrouillen zwischen Bahnhof und Nydeggbrücke, so würde der Einsatz zwischen 250000 und 500000 Franken pro Jahr kosten. "Die Gewerbler allein können so eine Summe nicht aufbringen", sagt Bühler. Man hoffe darum auf die Beteiligung von Gönnern, Sponsoren - und der Stadt.

Letzteres dürfte schwierig zu erreichen sein. Der künftige Sicherheitsdirektor Reto Nause (cvp) bekundet zwar "Verständnis für das Anliegen", bleibt aber dem Einsatz privater Sicherheitsdienste gegenüber skeptisch. Zum einen, weil die städtischen Finanzen ein solches Engagement kaum erlauben würden, zum anderen, "weil die Sicherheit eine staatliche Kernaufgabe ist, die man nicht privatisieren sollte".


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