Kameranetz ist ein "völliges Fiasko"

Markus Föhn und David Schaffne, punkt.ch, 7.5.08

Linke Politiker wehren sich gegen Videokameras in Schweizer Städten. Nun
erhalten sie Unterstützung - von Scotland Yard.

Schweizer Städte setzen auf Überwachungskameras: St. Gallen installiert bis Ende Jahr 30 Kameras, Luzern stimmt am 1. Juni über eine Videoüberwachung ab, Schaffhausen im Herbst. Nun wird generelle Kritik an Überwachungskameras laut - ausgerechnet in Grossbritannien, dem Pionierland der Videoüberwachung: Mike Neville, Chef der Abteilung für Video-Überwachung bei Scotland Yard, bezeichnet das Kameranetz als "völliges Fiasko". Die milliardenschweren Investitionen hätten die Kriminalität kaum eingedämmt.

"Präventive Wirkung"

Die Schweiz lässt sich nicht beirren. Roger Schneeberger, Generalsekretär der Konferenz der kantonalen Justizdirektoren, ist überzeugt: "Die Zahl der Kameras wird zunehmen." Dies mache durchaus Sinn, glaubt er, denn: "Sie haben eine präventive Wirkung." Linke Politiker hingegen fordern ein Umdenken. "Die geplante Totalüberwachung in Schweizer Städten ist ein Fehler", sagt der Grüne Nationalrat Geri Müller. "Kameras schaffen eine Pseudo- Sicherheit." SP-Nationalrat Andreas Gross fordert mehr soziale Kontrolle statt Kameras: "Städte müssen so konzipiert werden, dass es keine Quartiere gibt, in denen sich nachts niemand aufhält", sagt er.

Gezielter Einsatz CVP
Nationalrat Pius Segmüller hält Kameras dagegen für ein taugliches Mittel zur Verbrechensbekämpfung. "Aber nur, wenn sie gezielt an problematischen Orten eingesetzt werden", sagt der ehemalige Kommandant der Stadtpolizei Luzern. Und: "Kameras sind kein Allheilmittel." Dieser Ansicht ist auch SBB-Sprecher Roland Binz. "Kameras alleine machen Bahnhöfe noch nicht sicher ", sagt er. "Ebenso wichtig sind Sauberkeit - und die sichtbare Präsenz der Bahnhofspolizei."


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